Wallis – Open Finance Hub der Sparkassen-Finanzgruppe: Mit Code und Software zum Hamburger Fischmarkt

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Vernetzung ist das Gebot der Stunde – ganz besonders beim Thema Open Finance. Auch INNOPAY tauscht sich mit den unterschiedlichsten Akteuren auf dem Markt aus. Wie sieht die aktuelle und zukünftige Entwicklung von Open Finance aus? Was ist – über die reine Technik hinaus – wichtig für neue Geschäftsmodelle? Marvin Vortkamp ist Business Development Manager bei wallis. Im Interview gibt er einen Einblick in seine Arbeit und wagt einen Blick in die Zukunft der Finanzbranche.

Was macht wallis?

Wallis ist Teil der Sparkassen-Finanzgruppe (SFG) und wurde als Initiative zum Thema Open Banking und zur Bündelung von API Use Cases im Jahr 2020 gegründet. Als hundertprozentige Tochter der Star Finanz bauen wir das zentrale API-Portal für die SFG auf und bieten die Aggregations-API für Open Banking-Use Cases. Außerdem verbinden wir als bafinlizenzierte Tech-Company inklusive KID- und ZAD-Erlaubnis zwei Welten – Softwareentwicklung und Banking.

Unser Ziel ist es, Sparkassen bei der individuellen Geschäftsmodellentwicklung zu unterstützen. Dafür arbeiten wir mit FinTechs, InsureTechs sowie weiteren Partnern zusammen und vernetzen uns mit Innovationsinitiativen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Sparkassen-Finanzgruppe in Sachen Open Banking?

Unterschiedlich. Immer mehr Sparkassen erkennen die Möglichkeiten, die sich durch API-basierte Kooperation mit Drittanbietern ergeben. Aktuell sehen wir vereinzelte Aktivitäten und Lösungen bei einzelnen Sparkassen. Sowohl, wenn es darum geht, Finanzdienstleistungen als Embedded-Finance oder Bankings-as-a-Service-Cases in fremde Ökosysteme zu integrieren. Als auch beim Aufbau eines eigenen Business Ecosystems, wenn es um die Integration von Drittanbietern geht.

Nun geht es darum, weitere passende Kooperationen zu finden und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband sowie der Finanzinformatik Strategien zu entwickeln, um flächendeckende Lösungen bei allen Sparkassen einzusetzen.

Immer verbunden mit der Frage: Was hat einen Mehrwert für Kunden?

Sie sagten „unterschiedlich“. Was sind die Herausforderungen auf diesem Weg?  

Die Sparkassengruppe ist ja, grob gesagt, ein Finanzverbund aus 600 verschiedenen Unternehmen, die ähnlich föderalistisch aufgebaut sind wie die Bundesrepublik. Aushängeschild gegenüber der Kundschaft sind die rund 350 einzelnen regionalen Sparkassen.

Im Grundsatz kann jede dieser Sparkassen für sich entscheiden, ob und welche Produkte und Services sie ihrer Kundschaft anbieten will. Sie alle müssen wir erstmal erreichen. Kleineren Sparkassen fehlen häufig Know-how und Kapazitäten. Sie alle möchten wir mitnehmen und unterstützen. Dabei geht es nicht immer um den nächsten Moonshot – also total innovative Lösungen auf höchsten Ebenen – sondern auch darum, Alltagsprobleme zu lösen – sowohl für die Sparkassen als auch für die Kundschaft. Wir möchten eine kulturelle Brücke sein und diese Welten verbinden.

Die größte Herausforderung besteht allerdings darin, die Themen Embedded Finance, Open Banking, Open Finance und Business Ecosystems voneinander abzugrenzen und in die unternehmenseigene Strategie zu implementieren. Insbesondere beim Thema Business Ecosystems geht es um nichts weniger als einer Transformation des ganzheitlichen Geschäftsmodells einer Bank. Oft werden Apple und Amazon hier als Vergleich herangezogen. Allerdings gibt es auch analoge Beispiele, die diese Transformation sehr gut veranschaulichen.

Zum Beispiel der Hamburger Fischmarkt: Der Sonntags-Fischmarkt entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Elbe-Fischerort Altona mit dem Ziel, die Bevölkerung auch an Sonntagen mit frischem Fisch zu versorgen. Wenn Sie heute über den Fischmarkt gehen, kommen Sie an Ständen mit Blumen, Klamotten, Souvenirs und sogar Elektronikartikeln vorbei. In der Auktionshalle können Sie sogar zu Live-Musik tanzen.

Rund um das Kernprodukt Fisch hat sich also eine große Touristenattraktion entwickelt, die verschiede Anbieter und Kunden zusammenbringt. Ein analoges Business Ecosystem. Die vergleichbare Entwicklung der Sparkassen-Finanzgruppe – mit ihren Wurzeln im 18. Jahrhundert – hat gerade erst begonnen. Wir als wallis begleiten unsre Kunden mit Code und Software im Rucksack auf dieser Reise.

Daher haben wir uns auf die Fahnen geschrieben: Awareness und Transparenz für das Thema zu schaffen und die richtigen Leute miteinander zu vernetzen. Das geschieht bei wallis zum Beispiel auf Veranstaltungen wie der Night of Insights von INNOPAY und in vielen Gesprächen. Dabei arbeiten wir an einer Gesamtstrategie, die sowohl regionale auch überregionale Lösungen beinhaltet.

Unsere Tech-Produkte sind zwar die Voraussetzung, jedoch gehört zu einer API-Strategie noch viel mehr: Es geht darum, technische Möglichkeiten mit einer neuen Kultur und Denkweise zu verbinden, die Brücken schafft.

Welchen Rat würden Sie Unternehmen in der Finanzwirtschaft geben, die sich mit dem Thema Open Finance beschäftigen?

In erster Linie ist die strategische Positionierung entscheidend. Welche möchte die Bank einnehmen? Also: Möchte sie Bereitsteller von Dienstleistung sein oder ein eigenes Ökosystem aufbauen und dieses dann als Orchestrator führen? Daraus ergeben sich die weiteren Schritte, wie die Investitionen in die technologische Infrastruktur, das Management von Partner- und Schnittstellenbeziehungen sowie Änderungen in der Organisationsstruktur, bei operativen Praktiken und kulturellen Leitlinien und der gesamten Governance-Struktur. Darüber hinaus spielt die Auswahl der Kooperationspartner, Produkte und Dienstleistungen eine entscheidende Rolle, wobei die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden im Mittelpunkt stehen müssen.

Apropos zukunftsweisend: Wie wird, Ihrer Meinung nach, die Zukunft von Open Finance aussehen?

Grundsätzlich: Herkömmliche Beziehungsstrukturen zwischen Unternehmen, Partnern und Kunden verändern sich dadurch, dass immer mehr Barrieren fallen und die Vernetzung zunimmt – sowohl zwischen Branchen als auch zwischen Unternehmen und Kunden. Das ermöglicht zum einen ein exponentielles Technologiewachstum, in dem immer mehr Bestandteile der Leistungserstellung von Unternehmen im digitalen Raum stattfinden. Zum anderen steigen durch die zunehmende Transparenz die Anforderungen auf Kundenseite. Individualität und Konnektivität gewinnen bei Services und Produkten immer mehr an Bedeutung.

Aber wie wird man als Unternehmen diesen Herausforderungen und Anforderungen gerecht? Alles selbst machen? Eher nicht. Branchenübergreifend entwickeln sich immer mehr Unternehmen zu einem kollaborativen Wertschöpfungs-Ökosystem.

Die Märkte werden sich in den nächsten 10, 15 Jahren konsolidieren. Jede Bank wird für sich die Entscheidung treffen müssen, ob sie nur Zulieferer oder Orchestrator eines eigenen Ökosystems werden will. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat alle Voraussetzungen, um beide Wege zu gehen und bringt mit 40 Millionen Kundinnen und Kunden einen riesigen Vorteil für alle Partner des Ökosystems mit.

Zur Person

Marvin Vortkamps erster Schritt in die Finanzwelt war ein Schülerpraktikum bei einer Sparkasse im beschaulichen Münsterland, das die Grundlage für die berufliche Laufbahn in der Sparkassen Finanzgruppe legte. In der Sparkasse Westmünsterland und dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe arbeitete er in verschiedenen Bereichen und Positionen an der digitalen Transformation der Gruppe. Nebenberuflich studierte er Finanzwirtschaft sowie Business Consulting und Digital Management. Nach seinem Master-Abschluss strebte er eine Veränderung an: Er wechselte zu wallis und knüpft nun von Hamburg aus Verbindungen in die Open-Finance- und Business-Ecosystem-Welt. An seiner Arbeit mag er besonders die Verbindung vom traditionellen Bankgeschäft mit den neuen Geschäftsmodellen.

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